
Historischer Holzschutz
Unsere Vorfahren bauten Häuser aus Holz ohne chemischen Schutz – Köhler ließen die Balken auf ihren Meilern kokeln, bis die Oberfläche leicht verbrannt war und den typischen, dunkelschwarzen Farbton angenommen hatte. Die Behandlung mit Hitze machte das Holz widerstandsfähig gegen Schädlinge und Feuchte; Fachwerkbauten und Pfahlgründungen mit Erd- oder Wasserkontakt überstanden Jahrhunderte ohne Schäden. Der Balkenquerschnitt wurde so üppig bemessen, dass die Statik des hitzebehandelten Bauholzes dennoch stimmte.
Moderne Bauten
So zu bauen, wäre heute kostspielig. In den letzten Jahrzehnten schützte man Bauholz mit chemischen Mitteln, doch umwelt- und gesundheitsbewusste Architekten und Bauherren besinnen sich zunehmend auf die Regeln des baulichen Holzschutzes und halten durch kluge Planung und Konstruktionen Feuchtigkeit vom Holz ab oder lassen es schnell abfließen. Bauteile, die Wind und Wetter extrem ausgesetzt sind – etwa Fassaden und Außentüren, Fenster und Klappläden sowie Terrassenböden und Pergolen – bewahrt man mit einer Beschichtung vor Schäden, fertigt sie aus imprägniertem Nadelholz oder dauerhaftem Tropenholz. Seit einigen Jahren suchen Holztechnologen nach einer Alternative zum Tropenholz – ebenso dauerhaft, aber preisgünstiger und akzeptabel für Bauherren, die heimischen Hölzern den Vorzug geben. Sie entwickelten beispielsweise WPC , einen neuen Holzwerkstoff mit Kunststoff-Anteil, der Verwitterung und Abnutzung mehr als fünfzehn Jahre standhält ohne Wartung.
Kontrollierte Technik
Auch die überlieferte Wärmebehandlung von Holz wurde in den letzten Jahren wissenschaftlich erforscht – Handarbeit der Köhler und Erfahrungswerte der alten Baumeister mündeten in ein standardisiertes, maschinelles Verfahren zur Herstellung von sogenanntem Thermo-Holz. Die modifizierte Methode erhöht auf natürliche Weise die Dauerhaftigkeit des Naturprodukts und liefert normgerechtes Material zum Innenausbau und für den Außenbereich. Laub- und Nadelholz aus hiesigem Anbau wird bei 100 bis 250 Grad bis zu zwei Tage lang getrocknet, dann unter Zugabe von Wasser und Wasserdampf zwei bis vier Stunden lang auf 170 bis 250 Grad erhitzt. Das Verfahren baut einen Teil des Holzzuckers ab, so entstehen in den Zellwänden Hohlräume – sie werden von verbleibendem Holzzucker geschlossen, der sich während der Abkühlung des Holzes vernetzt. Die Behandlung erfolgt in drei Stufen und lässt sich jeweils beenden – abhängig vom Verwendungszweck. Das Holz verfärbt sich stufenweise vom eleganten Hellbraun bis zu einem rustikalen Schwarzbraun, das dem der Mooreiche ähnelt.
Holzschutz ohne Chemie
Wärmebehandeltes Holz kann nur halb so viel Wasser aufnehmen wie frisches, daraus ergeben sich ein Dutzend Vorteile:
- mehr Widerstandskraft gegen Witterung und Pilzbefall,
- weniger Quellen und Schwinden – je nach Holzart und Behandlungsstufe bis zu 90 Prozent,
- höhere Dimensionsstabilität, Maß- und Formhaltigkeit,
- geringere innere Spannungen des Holzes,
- reduzierte Ausgleichsfeuchtigkeit – in gleichem Klima ist Thermoholz mit zirka 8 +/- 3 Prozent Holzfeuchte nur etwa halb so feucht wie unbehandeltes Material,
- interessante Farbänderungen über den ganzen Querschnitt,
- Behandlung bis in die Holzmitte, dadurch – im Gegensatz zu Kesseldruck-Imprägnierung – uneingeschränkte Haltbarkeit auch nach Sägen, Bohren oder Schrauben,
- bessere Wärmedämm-Eigenschaften als unbehandeltes Holz,
- harzfrei – das Harz verdunstet während des Verfahrens,
- »gesundes« Einrichtungs- und Baumaterial aus heimischen, nachwachsenden Hölzern, das ohne chemische Mittel und Ausdünstungen resistent ist gegen Bakterien und Pilze – Reste und ausgebautes Material lassen sich entsorgen wie unbehandeltes Holz,
- günstig für den Barfußbereich – Thermo-Holz ist kurzfaserig und bildet kaum Schiefer, wenn man es vor starker UV-Strahlung schützt,
- höhere Lebensdauer, Dauerhaftigkeitsklasse 1.